Geschichte | Privilegierte Schützengesellschaft Reichenbach und 

                          Umgebung 1430/1685 e.V.

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Chronik zur Geschichte  unserer Vereinsfahne aus dem Jahre 1913 von Schützenbruder Siegmar Richter
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Im Besitz unseres Schützenvereins befindet sich wieder unsere 100-jährige Fahne der Reichenbacher Schützengilde.

Diese, für uns historische Fahne wurde uns, nach dem sie vom Reichenbacher Heimatmuseums ins Görlitzer Museum kam, nach Wiedergründung des Vereins überlassen. 

Die historische alte Fahne von 1913 müsste restauriert werden, um sie der Bevölkerung auch zeigen zu können, denn welcher Verein ist noch im Besitz einer so alten originalen Fahne!

Unser Verein sammelt schon Spenden zur Rekonstruktion der Fahne und hofft auf weitere Spenden. Es bedarf großer Anstrengungen des Vereins, die Kosten für die Restaurierung auf zu bringen. 

Unser altes handgeschriebene Schützenbuch, mit Aufzeichnungen aus den Jahren 1725 bis zum Ausbruch des  1. Krieges, befindet sich im Besitz der Privilegierten Schützengesellschaft Reichenbach und Umgebung 1430/1685 e.V. Das Buch wurde uns auch nach der Wiedergründung des Vereins aus privater Hand überlassen.

Aus diesem Buch nun die Chronik zur Geschichte  unserer Vereinsfahne aus dem Jahre 1913: 

 

 20.05.1913

 

schenkte Herr Fabrikbesitzer und Apotheker, Karl Rabe der Gilde eine neue Fahne,welche am 3. August eingeweiht wurde. Zu der selben waren 23 Vereine zum Teil mit Fahnen erschienen und wurden Geschenke gegeben von
Herr Obrist von Seydewitz Biesig 80 Mark
Herr Mayor von Seydewitz Biesig 40 Mark
als Fahnenband zur neuen Seydewitzfahne.
Herr Spiehsdorf gab  100 Mark, von den Zinsen soll alljährlich zum Augustschießen ein Löffel für die 3 besten Schützen gegeben werden.
Die Schützenfrauen sammelten 90 Mark, 70 Pfg., zu einer Fahnenschleife (Band) die Jungfrauen einen vergoldeten Fahnennagel, außerdem wurden Fahnennagel gestiftet von Herrn Ernst Knopffabrikbesitzer, Gewerbe Verein
Gesangsverein, Feuerwehr, Militärverein, Turnverein, Reichebach,
Schützengilde Görlitz, Löbau, Bernstadt, Weiswasser, Penzig Schönau,
Feuerwehr Mengelsdorf, Militärverein Mengeldsorf, Gersdorf-Paulsdorf, Sohland,
Friedersdorf, Melaune, Markersdorf, Seifersdorf, Turnverein Sohland,
ausserdem schenkte Herr Post Wilhelm einen versilberten Becher, die Schützengilde Görlitz 2 silberne Esslöffel als Schießpreis, der Kaufmann Eichler welcher schon 6 Jahre krank liegt schenkt an das Königsband ein Fünfmarkstück von Kaiser Friedrich und an das Marschallband ein sächsisches 2 Taler Stück. 

Die Fahnenweihe fand am 3ten und 4ten August Schiessen, bei schönsten Wetter, durch Pfarrer Max Schicketanz statt und brachte einenÜberschuss von zirka 290 Mark.
König wurde Herr Schuhmachermeister Pietschmann und Herr Buchdruckereibesitzer Wittler Marschall.


Der gesamte Beitrag, der Geschichte zur historischen Fahne ist in der neuesten Sächsischen Schützenzeitung erschienen
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Spendenaktion für unsere Vereinsfahne:

Damit sie wieder in ihrer ursprünglichen Schönheit erstrahlt, wird viel Geld gebraucht.  Wir bitten alle Mitglieder, Sponsoren, die Stadt Reichenbach und Freunde, uns bei der Sammlung der Spenden zu helfen. Ein Anfang wurde bei der Regimentsweihnachtsfeier gemacht.

Das Spendenkonto ist:

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Konto Nr.: 4563032222 
IBAN: DE79 8559 1000 4563 0322 22 
BIC : GENODEF1GR1 Volksbank Görlitz 
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Schützenkönig 1891 Max Wehlte, Stellmachermeister in Reichenbach, später Görlitz und Urgroßvater des Schützenbruders Hartmut Richter

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Das genaue Entstehungsdatum der Reichenbacher Schützen verliert sich im Dunkel des Mittelalters. Mit einiger Sicherheit kann man heute annehmen, dass die Gründung der Reichenbacher Schützengesellschaft um das Jahr 1430 erfolgte. Es war die Zeit in der die Lausitz durch die Einfälle der Hussiten bedroht war.  

Die Stadt Reichenbach, die eine alte Burgwarte war und sich in den Händen der Ritter von Gersdorff befand, hatte bereits von jeher unter Überfällen und Plünderungen zu leiden. Die Bürger mussten sich selbst gegen Überfälle verteidigen und waren wehrpflichtig. Sie übten sich nach Feierabend und sonntags im Schießen und anderen zur Verteidigung notwendigen Fertigkeiten. Einen schweren Kampf hatte die lediglich mit Armbrust und Büchsen bewaffnete Reichenbacher Bürgerwehr am 26. Dezember des Jahres 1430 zu bestehen. Ein Hussitenheer von etwa 8000 Mann unter ihrem Feldherrn Procopius erschien, nachdem es die Stadt Bernstadt erobert hatte, vor den Toren der Stadt.


Die Einwohner der Stadt verschanzten sich in der St. Johanniskirche. Den Hussiten gelang es zwar, die Kirchhofmauer zu überwinden, jedoch die von den Bürgerschützen verteidigte Kirche konnten sie nicht nehmen. Nach schweren Kämpfen und einer 15 Tage währenden Belagerung zogen die Hussiten ab. Die Reichenbacher konnten wahrhaft stolz auf ihren Sieg sein. Dies war die Geburtsstunde der Reichenbacher Schützen, welche, wie urkundlich festgehalten, diesbezüglich zum Schutze ihrer Stadt, „öfters Schießübungen abhielten.“


Das so genannte Hussitentor mit seinen Schießscharten, ein Teil der alten Kirchhofmauer und die St. Johanniskirche halten noch heute die Erinnerung an die Hussitenkämpfe und die Geburtsstunde der Reichenbacher Schützengesellschaft wach.  Die Reichenbacher Schützen setzten sich besonders tapfer zur Wehr zum Schutze der Stadt vor Plünderern und Wegelagerern im 30-jährigen Krieg (1618 – 1648) als 1633/1634 die Kroaten in Reichenbach hausten und die Schweden 1637 die Stadt zu plündern versuchten. Im Jahre 1685 schlossen sich die Bürgerschützen mit der Schützengilde zusammen. Von nun an wurde der Name „Privilegierte Schützengesellschaft Reichenbach/OL getragen. Der Titel „Privilegiert“ beruht auf der Tatsache, dass den Schützen durch den Landesherren gewisse Polizei- und Schutzrechte übertragen wurden.

Der damalige Gutsherr Georg Ernst von Gersdorff gewährte im Auftrag des Kurfürsten Friedrich August von Sachsen im Jahre 1708 durch Bescheid dem jeweiligen Schützenkönig das Privileg, ein steuerfreies Bier abzubrauen. Dieses Privileg fand am 8. Dezember 1742 gar landesherrliche Bestätigung, „um die Schützengesellschaft dadurch zu fleißiger Übung in dem geschickten Gebrauch des Schützengewehres desto mehr aufzumuntern.“  Georg Ernst von Gersdorff war stets ein eifriger Förderer und Protector der Reichenbacher Schützengesellschaft.

Im Jahre 1686 wurde das erste Pfingstschießen mit Ausmarsch durchgeführt. Am 23. Mai 1712 bestimmte Georg Ernst von Gersdorff, dass ein der Gemeinde gehöriges Stück Wiese „dem, der den nächsten besten Schuß hat, zu seinem Gebrauche gelassen werde“ und er „den usum fructum davon genießen möge.“  Dieses Nutzungsrecht der sogenannten „Königswiese“ wurde erst im Februar 1917 gegen eine Entschädigung von 800 Reichsmark wieder an die Stadt zurückgegeben. 1713 bestätigte der Gutsherr Georg Ernst von Gersdorff die Artikel der Schützen. Es war die erste Satzung der Schützen mit 28 Artikeln.


Ein eigenes Schützenhaus wurde 1725 errichtet, welches aber 1835 durch Blitzschlag zerstört wurde. Im Oktober des gleichen Jahres konnten die Schützen ein neu erbautes Schützenhaus übernehmen.  Am 3. August 1818, zu Ehren des Geburtstages des Landesherrn König Friedrich Wilhelm III., kam zum jährlichen Pfingstschießen das Augustschießen (auch Königsschießen genannt) hinzu. Es wurden zum Pfingst- und Augustschießen jeweils ein König und ein Marschall ausgeschossen. In einer Chronik heißt es dazu: „Das Schießen, deren wie erwähnt, jährlich zwei abgehalten werden, dauert jedes Mal zwei Tage, wobei feierlicher Aus- und Einzug stattfindet.“  Am 15. September 1855 verlieh König Friedrich Wilhelm IV. der Reichenbacher Schützengesellschaft die Korporationsrechte, soweit sie zur Erwerbung von Grundstücken, Kapitalien und hypothekarischen Rechten erforderlich waren. Diese Rechte stellten für die damalige Zeit eine wertvolle Hilfe zur weiteren Entwicklung der Schützengesellschaft dar.

Die Reichenbacher Schützen nehmen als einer der Vertreter des Schlesischen Bezirksverbandes –Sitz Liegnitz- am XII. Deutschen Bundesschießen vom 8. – 15. Juli in Dresden Teil. Oft wurde auch an den Schlesischen Provinzial-Schützenfesten, die mehrmals in Görlitz stattfanden, teilgenommen.  Anlässlich der 500-Jahr-Feier wurde vom 1. – 3. August 1930 ein großes Schützenfest veranstaltet. Bis zum Jahr 1939 hatten die Reichenbacher Schützen ein sehr bewegtes Vereinsleben.

Mit dem Ausbruch des 2. Weltkrieges wurde die weitere Entwicklung des Vereins unterbrochen. Laut Befehl der Besatzungsbehörden wurde 1945 den Schützenvereinen in ganz Deutschland jedwede Tätigkeit untersagt und Eigentum und Besitz konfisziert. Während die Vereine in den westlichen Besatzungszonen diesem Befehlen nicht nachkamen und sich für eine gewisse Zeit still verhielten, begann für die Schützenvereine im Osten ein dunkles Kapitel.

Bis zum Jahr 1993 tat sich im Reichenbacher Schützenwesen nichts. Es „verschwanden“ in dieser Zeit wertvolle Kulturgüter, wie sieben Vereinsfahnen, die große Königskette, Marschallskette und vieles mehr. Die geweihte Vereinsfahne aus dem Jahr 1914 lagerte in einem Görlitzer Museum und wurde 1994 dem Verein zurückgegeben. Das Schützenhaus musste, weil durch die Betreiber baulich arg vernachlässigt, 1972 abgerissen werden.


Nach der politischen Wende wurde dann am 7. Oktober 1993 mit der Gründung der „Privilegierte Schützengesellschaft Reichenbach und Umgebung 1430/1685 e.V.“ der Neuanfang gewagt. Mit der Eintragung in das Vereinsregister übernahm der Verein die rechtliche Nachfolge seiner „Schützenvorfahren“.

Am 07. Oktober 1993 im Mäusebunker, wurde die Privilegierte Schützengesellschaft Reichenbach und Umgebung 1430/1685 e.V. gegründet als Nachfolger des früheren Schützenvereins. Diese zehn Mann waren:
K. - J. Marschner, Manfred Lehmann, Manfred Scholz, Guntram Tillak, Michael Radisch, Peter Schilling, Tobias Wilke, Alexander Burow, Ralf Thiemann und Peter Ixert.

Seit dieser Zeit hat sich der Verein erfolgreich entwickelt, obwohl es nach wie vor recht schwierig ist, unter der Bevölkerung eine solche Akzeptanz zu erreichen, wie sie vor dem Verbot vorhanden war.  Der Verein hat zur Zeit 67 Mitglieder. Er ist gegliedert in sechs Schützenkompanien.Von der Stadt Reichenbach wurde dem Verein das Gelände einer ehemaligen Sandgrube übertragen.

Auf dieser Fläche entstand durch die tatkräftige Hilfe vieler Vereinsmitglieder in den vergangenen Jahren die moderne Schießanlage „Zum Rotsteinblick“. Sie verfügt über: - eine 25-m-Anlage - eine 50-m-Anlage - eine 100-m-Anlage sowie eine Trap-Schießstand. Die Schießanlage ist zugelassen für das sportliche Schiessen mit Feuerwaffen bis 7500 Joule. Ehrenmitglieder - Reinhardt Krug von Nidda † - Klaus – Dieter Mann - Alexander Burow - Andreas Böer - Manfred Graf von Roon - Horst Kleemann - Manfred Vogel